Freitag, 8. Januar 2010

KOMM, BRAUNE NACHT

von
Dichter unbekannt
(17. Jahrhundert)


Komm braune nacht / umhülle mich mit schatten /
Und decke den mit deiner schwärtze zu /
Der ungestört sich will mit sonnen gatten
Und im bezirck der engel suchet ruh /
Ja hilff mein ach / eh du noch wirst verschwinden /
Mit linder hand von meiner seele binden.

Wie / hör' ich nicht / willkommen mein verlangen!
Schon im gemach mit leiser stimme gehn?
Fühl' ich mich nicht mit lilien umfangen /
Und meinen fuß auff diesen grentzen stehn /
Wo mir Celinde wird aus thränen lachen /
Aus flammen eiß / aus bette himmel machen.

So tilge nun / o heldin! meine schmertzen /
Wirff mit dem flor die leichte zagheit hin /
Laß meine hand mit deinem reichthum schertzen /
Und mich entzückt das schöne thal beziehn /
Da sich im thau die stummen lüste kühlen /
Und tag und nacht mit ihren farben spielen.

Dein heisser mund beseele mich mit küssen/
Hilff / wenn ich soll an deiner brust versehrn/
Durch linden biß der flüchtigen narcissen
Mir ausgestreckt die stille freude mehrn /
Und möchtest du ja deinen krantz verlieren /
Solln perlen doch die schönen haare zieren.

Mein wort erstirbt / die seele will entweichen /
Ach laß sie doch in enge himmel ein /
Laß schiff und mast in deinen hafen schleichen /
Und deine hand selbst meinen Leitstern seyn /
Du solt alsbald die eingeladne gaben /
Nebst voller fracht statt der belohnung haben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen