Montag, 8. Februar 2010

EPITAPH

von
Eva Strittmatter


Wie eine Larve werfe ich
Einmal all meine Zweifel an.
Dann will ich Ruhm! Und sei es auch
Spät und an meinem toten Grab.

Ich habe schwer gelebt und viel genossen
Von jenem süßen Bitterbrot
Der Selbstqual und der Selbstverzweiflung.
Und mein Geschwister war der Tod.

Und nur auf eins war mein Verlangen
Gerichtet: Auf die Ewigkeit.
Ich habe mich zum Fels verdichtet:
An mir teilt sich der Strom der Zeit.





Quelle:
Eva Strittmatter (2009) Wildbirnenbaum - Gedichte, Aufbau Verlag GmbH & Co. KG, Berlin (S. 121)

2 Kommentare:

  1. wenn ehrlichkeit ätzt,
    wenn machtversessenheit traurig macht,
    ja - gezwungenermaßen ein müdes lächeln erbricht,
    ach,
    welchen strom hätte je ein dichter geteilt,
    zu welchem fels hätte sich je einer verdichtet,
    und,
    wem warje welche ewigkeit vergönnt?

    h o m e r die große,
    s h a k e s p e a r e die kleine,
    wenn ein muckenschiss ewigkeit in sich birgt,
    ja, (heiter), das ist dann wohl u n s e r e ...


    liebe ostergrüße

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  2. ...und natürlich hat sie dort recht,
    wo sie sagt: an mir teilt sich der strom "der zeit".

    denn dieser strom teilt sich an uns, an jedem einzelnen,
    weil wir, jeder für sich, sein anfang und sein ende sind...

    ...

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