Donnerstag, 24. Februar 2011

GRÄBERSTRASSE




1. DER WEG
von
OSKAR LOERKE
(Zum 70. Todestag des Dichters)



Ich kühle mir den Rausch des Herzens ab,
ich schwemme dir die Träume farbenleer,
ich schöpfe Nebel, die glimmenden, aus,
ich falle über die brennende Quelle her –
Tief unten liegt die Erde noch in Stürmen.

Du hörtest deinen regen Sommer doch
Manchmal auf rotem Abendmonde wehn?
Da sahst du sie, vor Feinden erhöht und leicht,
du sahst sie, ruhsam verschifft, durch die Himmel gehen?
Tief unten lag die Erde in Stürmen.

Dich hungert nicht, du sinnst nur: süßes Mehl
Erwuchs aus heißem Wurz im Pisangbaum,
des gelbe Schote du hältst und hältst –
umblaut von Eise schon glänzt dir die Hand im Raum.
Tief unten liegt die Erde in Stürmen.

Ich kühle dir den Rausch des Herzens ab,
ich schwemme dir die Träume farbenleer,
ich schöpfe Nebel, die glimmen, aus,
ich falle über die brennenden Quellen her.
Tief unten liegt die Erde in Stürmen.



Bildnachweis:
http://www.badische-zeitung.de/literatur-rezensionen/das-radikale-und-konservative-sind-in-der-kunst-eins--41158786.html

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