Auff seine und seiner Ehegeliebten Vermählung
von
Andreas Gryphius
Reine Lieb ists / die nichts zwinget /
Ob der Erden Abgrund kracht;
Ob durch schwartze Lüffte dringet
Der entbranten Stralen-Macht.
Keiner Thaten Wunder-Wercke
Dampfen treuer Liebe Stärcke.
Spannt der Tod schon seinen Bogen /
Stecjt er Trauer-Fackeln an!
Sie hat ihre Sehn gezogen /
der nichts wiederstehen kan.
Jhre Glut brennt / wenn wir Erden
Und zur Handvoll Aschen werden.
Wenn die Helle sich erschüttert
Und mit Ach! und Folter schreckt /
Und der Aengsten Angst sich wüttert
Wird ihr Eyver mehr entsteckt.
Lieb ist nichts / denn Glut und Flammen /
Wie Gott Licht und Feur zusammen.
Lasst die stolzen Wellen toben /
Schäumt ihr Meere! braust und schmeist
Wenn der strenge Nord von oben
Jn deß Saltzes Täuff einreist:
Wird doch Wind und Wassers kämpffen /
Nicht den Brand der Liebe dämpffen.
Lieb ist / der nichts gleich zu schätzen /
Wenn man alles Gold der Welt
Gleich wolt' auff die Wage setzen:
Lieb ist / die den Außschlag hält /
Lieb ist trotz der Silber-Hauffen /
Nur durch Liebe zu erkaufen
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